Bei etwa 15 Prozent aller Migränepatienten kündigt sich eine Kopfschmerzattacke mit einer so genannten Aura an. Darunter versteht man ein visuelles Phänomen, bei dem sich die Betroffenen geblendet fühlen, Sehstörungen, Lichtblitze und in bunten Farben schillernde Erscheinungen sehen. Nun fanden Wissenschaftler heraus, dass eine Aura nicht nur Vorbote eines Migräneanfalls, sondern auch eines Hirninfarktes (Schlaganfall) sein kann.
Das Resultat ergab sich aus Studien, die zwischen 1992 und 1996 sowie 2001 bis 2003 durchgeführt wurden. Medizinerder University of Maryland School of Medicine in Baltimore analysierten die Daten von 386 Frauen, die mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. 617 gleichaltrige Frauen ohne Hirninfarkt dienten als
Kontrollgruppe. Das Forscherteam befragte die Teilnehmerinnen im Speziellen nach Migräne und Aura. Dabei stellte sich heraus, dass Migräne allein kein Risikofaktor für einen Schlaganfall sein kann. Bei statistischen Berechnungen ergab sich jedoch, dass Migräne-Geplagte, deren Schmerzattacken sich vorab durch eine Aura ankündigten, 1,5-mal häufiger einen Schlaganfall erlitten als diejenigen, die keine Aura erlebten. Ein sogar siebenfach erhöhtes Risiko hatten Migränepatientinnen, die darüber hinaus rauchten und die Antibabypille nahmen.
Die Studienergebnisse dürfen jedoch nicht als eindeutiger Beweis für den Zusammenhang zwischen einer Aura und einem Schlaganfall gelten. Die Forscher spekulierten, dass sich die Teilnehmerinnen infolge des einschneidenden Erlebnisses des Schlaganfalls möglicherweise genauer an vorhergehende Kopfschmerzen und Aura-Phänomene erinnerten. Zudem wurden bestimmte Einflussfaktoren wie Medikamenteneinnahme, Alkoholkonsum oder andere Lebensgewohnheiten bei den Analysen nicht berücksichtigt. Auch der genaue Zusammenhang zwischen Aura und Schlaganfall konnte nicht geklärt werden. Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass die Kombination von Aura-Migräne, Rauchen und Einnahme der Antibabypille ein besonders großes Schlaganfallrisiko darstellt.