Mediziner fanden heraus, dass Migräne-Patienten (Perfektionisten) mehr Anstrengung als Gesunde investieren, um die ihnen gestellten Aufgaben möglichst perfekt zu erledigen. Ein Experiment konnte nun zeigen, dass sie Probleme anders verarbeiten als gesunde Personen.
Perfektionisten haben es oft doppelt schwer
Bereits seit Längerem weiß man, dass Migräne-Patienten auf Probleme rascher reagieren und offenbar über eine schnellere Reizweiterleitung im Gehirn verfügen. Nun konnte ein Forscherteam des Universitätsklinikums Rostock nachweisen, dass von Migräne Betroffene (Perfektionisten) intensiver nach Lösungsmöglichkeiten suchen als Gesunde.
Bei der Studie ging es darum, eine experimentelle Situation der Hilfslosigkeit zu bewältigen. Die Probanden mussten auf verschiedene Töne hören und bei einem bestimmten Ton rasch einen Knopf drücken, um diesen Klang ausschalten. Für jede korrekte Reaktion bekamen die Teilnehmer jeweils einen Euro Belohnung. Insgesamt untersuchten die Forscher die Reaktion von 24 Migräne-Patienten und 24 gesunden Personen.
Nach der Hälfte der 32 Messdurchgänge ließ sich der Reaktionston trotz korrekten Knopfdrucks nicht mehr abschalten. Er hielt jeweils mehrere Sekunden an und die Belohnung verringerte sich. Die Probanden erlebten eine Hilflosigkeitssituation.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass teilnehmenden Migräne-Patienten mehr kognitive Ressourcen als die Gesunden aktivierten, um den Ton dennoch abzustellen. Dies ließ sich mithilfe der Auswertung einer Enzephalographie (EEG, Gehirnstrommessung) nachweisen: Während Gesunde nur kurz in Form einer vergrößerten PINV-Amplitude auf die Veränderung im Experiment reagierten, zeigte die Migräne-Gruppe deutlich länger und ausgeprägter die vergrößerte Kurve.
Obwohl Migräne-Patienten die Fähigkeit besitzen, Probleme vor allem auf kleiner Ebene besser als Gesunde zu lösen, laufen sie Gefahr, sich zu überanstrengen. Durch diese Überforderung (durch Perfektionismus) lösen sie dann möglicherweise einen Anfall aus.